Sowohl Platon als auch Aristoteles beschäftigten sich mit dem Kosmos. Aber auf völlig unterschiedliche Art. Platon versuchte auf mythische Weise das All zu beschreiben. Er breitete im Dialog „Timaios“ seine Kosmologie aus: der Demiurg, also der Schöpfergott, schuf die Erde als einen runden Körper, in dessen Mitte er die Weltseele hineinsetzte. Diese durchzog die Kugel, drang nach außen und schaffte den sich drehenden Himmel.
Bei den konkreten astronomischen Beschreibungen war Platon zurückhaltend. Die komplizierten Bewegungen der Planeten waren ihm allerdings bekannt. Er erkannte, dass die Sonne, Merkur (bei den Griechen: „der Planet, der nach Hermes benannt war“) und die Venus (Morgenstern) sich gegenseitig überholten. Doch verzichtete er darauf, sich genauer mit diesem Problem zu befassen, da er es für nebensächlich hielt.
Dennoch blieb die Himmelskörperbeschreibung an der Akademie in Athen ein Thema. Eudoxos von Knidos, der dort zu Gast war und sowohl Platon als auch Aristoteles persönlich kannte, versuchte die Spekulationen Platons mit naturwissenschaftlichen Beweisen zu untermauern. Er erklärte, dass die Bewegungen des Himmels in insgesamt 27 Sphären ablaufen. Sonne und Mond laufen innerhalb von drei Sphären, die Planeten, innerhalb von vier. Eudoxos wurde zum Begründer der mathematischen Astronomie in Griechenland.
Aristoteles sollte schließlich das kosmologische Erklärungsgerüst des antiken Weltbildes liefern.
Seine Kosmologie hat mehrere Grundpfeiler: die Erde ruht im Mittelpunkt, das Weltall ist begrenzt, es verändert sich nicht und die Bewegung der Himmelskörper ist kreisförmig und gleichmäßig.
Seine Himmelsmechanik wird durch seine physikalischen Annahmen bestimmt. Himmelssphäre und sublunare Welt unterliegen dabei unterschiedlichen physikalischen Gesetzen. Auf der Erde bewegen sich die Körper nach einer festen Regel: das Schwere strebt nach unten und das Leichte nach oben. Körper können sich entgegen ihrer Natur bewegen, allerdings braucht es dafür einen Beweger, der mit dem Körper in unmittelbaren Kontakt stehen muss.
Am Himmel bewegen sich die Körper gleichmäßig auf Kreisbahnen, bzw. auf zusammengesetzten kreisförmigen Bahnen. Das hängt, nach Aristoteles, mit seiner Materie zusammen. Es gibt Unterschiede in der Zusammensetzung von Himmel und Erde. Während auf der Erde alles aus den 4 Stoffen Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammengesetzt ist und Veränderungen unterliegt, besteht der Himmel aus Äther und ist weder entstehend noch vergehend.
Die runde, in der Mitte des Alls liegende Erde ist eine Folge der aristotelischen Physik: Das Schwere treibt in die Mitte und verteilt sich dementsprechend in gleichmäßiger Form. Im Gegensatz zu Platons Erzählung im Timaios dreht sich diese Kugel nicht, sondern sie ruht und die Himmelskugel dreht sich um sie.
Dieses geozentrische Weltbild wurde bei den Griechen nicht von jedem geteilt. Sowohl vor als auch nach Aristoteles gab es immer wieder Denker, die andere Vorstellungen hatten. Im 5. Jahrhundert v. Chr. stellte der Pythagoreer Philolaos die These auf, dass die Erde sich mit 9 weiteren Planeten um ein zentrales Feuer dreht. Damit war allerdings nicht die Sonne gemeint, denn die drehte sich als ein glasartiger, das Feuer widerspiegelnder Planet ebenfalls um das Zentrum. Philolaos war nicht nüchtern-wissenschaftlich wie Aristoteles. Er war voller überschäumender Phantasie und viele seine Thesen waren nicht belegbar. So behauptet er, dass auf dem Mond Tiere und Pflanzen leben, die fünf Mal stärker als auf der Erde seien.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. veröffentlichte der Astronom Aristarchos von Samos ein Buch, in dem er das heliozentrische Weltbild vertrat. Allerdings ist es nicht erhalten geblieben und wir wissen darüber nur von Archimedes. Mit Ausnahme von Strabon (ca. 2 Jhdt. v. Chr.) schloss sich kein bekannter Denker seinen Ideen an, da seine Thesen dem physikalischen „Wissen“ widersprachen und die Himmelsphänomene nicht besser als die Konkurrenztheorien erklären konnten. U.a. galt es als unglaubwürdig, dass die schwere Erde eine hohe Geschwindigkeit erreichen könnte.
Die Begrenztheit des Himmels leitete Aristoteles mit Hilfe von Widerspruchsbeweisen her. Wenn der Himmel unbegrenzt wäre und sich kreisförmig bewegt, würde er das Unendliche in begrenzter Zeit durchqueren. Ein unbegrenzter Raum wäre auch unbegrenzt im Gewicht. Nach Aristoteles Bewegungstheorie bedeutet dies, dass unbegrenztes Gewicht auch zu einer unbegrenzten Geschwindigkeit führen müsste und das wiederum ist nicht möglich, da sonst Distanzen in der geringsten Zeit überwunden werden würden, die es nicht gibt. Ähnlich würde das Feuer, das nach oben stärker beschleunigt in einem unendlichen Raum unendliche Geschwindigkeit erreichen.
Außerhalb des begrenzten Himmels können sich keine Körper befinden. Es gibt dort aber auch keine Leere, keinen Ort und keine Zeit.
Die Unveränderlichkeit des Himmels ist für Aristoteles eine Voraussetzung für einen ewig bestehenden Kosmos. Denn Veränderung wäre gleichzusetzen mit Vergänglichkeit.
Die Form des Himmels ist kugelförmig, denn die Kugel steht dem Kreis nah und ist damit vollkommen. Während einer Linie Teile angefügt werden können, ist das bei einem Kreis nicht möglich. Aristoteles nutzt hier, wie in seiner Zeit üblich, ein ästhetisches Argument als Beweis.
Um die Bewegungen am Firmament zu erklären sah Aristoteles das Modell von Eudoxos nicht als ausreichend an und erweiterte es auf insgesamt 55 Sphären.
Seine Forschung richtete sich auch auf Detailfragen des Kosmos. Er entwickelte Theorien zu Kometen und zur Milchstraße, die er als feurige Phänomene des Äthers herleitete.
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