Corona-Gespräche: “Und dann ist man gleich Verschwörungstheoretiker!”

Bei den Corona-Schlachten in den sozialen Medien taucht häufig eine abgewandelte Form der „inversen Nazikeule“ auf: „Wenn man dem Mainstream gegenüber kritisch eingestellt ist, ist man gleich Verschwörungstheoretiker!“.

Natürlich mag der eine oder andere zu Unrecht so bezeichnet werden. In der Anonymität des Internets geht es oft hart zur Sache und jeder darf sich wehren, wenn er sich attackiert fühlt. Aber bitte in der jeweiligen Diskussion.

Wenn jemand in anderen Situationen aus dieser Opferrolle Kapital zu schlagen versucht, dann ist das sogar ein erstes Anzeichen, dass der Vorwurf stimmen könnte, da dahinter eine Positionierung durchschimmert. Die Welt wird in „wir“ und „ihr“ aufgeteilt. Ich habe diese Passage aber bewusst vorsichtig formuliert, da ein eingefleischter Verschwörungstheoretiker ein ganzes Bündel an Merkmalen mitbringen sollte, um die Bezeichnung zu verdienen.

Beispielweise:
– conditio sine qua non ist der Glaube, an Verschwörungen auf höchster Ebene
– die Idee, geheime Strukturen erkannt zu haben (am besten durch YouTube-Videos)
– eine extreme Feindlichkeit gegenüber Eliten aus Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft
– eine polarisierte Sichtweise (Erwachter vs. Schlafschaf, Kritiker vs. Merkelknecht…)
– die Unfähigkeit Fehler einzugestehen
– und vieles mehr

In die Opferrolle zu schlüpfen erweitert den Handlungsspielraum. Taten werden auf einmal legitim, die ansonsten nicht zu rechtfertigen wären. Aber letztlich kann es zu Loose-loose-Situationen führen.

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